Dialog-Salon zwischen allen Stühlen – und Kühen
„Wo gibt es in dieser Welt noch Räume für Menschen und ihre Träume?“ Dieser Satz aus dem Beitrag „Der Mut zu Träumen“ des evolve-magazins Nr. 24 zum Thema Bewusste Netzwerke sprang mir bei der Vorbereitung auf den ersten evolve-Salon in Treherz (ein kleiner 20-Personen Ort an der Grenze zwischen Allgäu und Oberschwaben) ins Auge. Die vergangenen Jahre lebte ich in der Millionenstadt Köln und war dort Mit-Gastgeberin eines evolve-Salons – das wollte ich jetzt hier, nach meinem Umzug aufs Land (in ein dünn besiedeltes, landwirtschaftlich-traditionell geprägtes Gebiet), ebenfalls sein. In der Großstadt gelingt es beinahe mühelos, Netzwerke zu knüpfen oder sich bestehenden Netzwerken anzuschließen. Auf dem Land, als Nicht-Einheimische noch dazu, ist das gar kein Leichtes. Und so waren die Gäste des Salons:
Eine Frau, die seit 30 Jahren hier lebt und als „Neigschmeckte“ (Fremde, Zugezogene) aus Oberbayern immer noch nicht in dem traditionellen Netzwerk aus Familienbanden, Kirchenchor und Musikkapelle angekommen war. Ein Freund aus Köln, gebürtiger Münchner, der den Salon als Anlass für einen Besuch in der alten Heimat genommen hat. Sowie ein zusätzlicher Stuhl für eine Freundin aus Italien, die keine passende Zugverbindung gefunden hat, gerne digital dabei gewesen wäre und dann entschieden hat, sich „mental in unser Feld einzuklinken“. Gedankenkraft? Telepathie? Ausrichtung der Aufmerksamkeit?
Das erste was wir taten: Nach bestehenden Verbindungen suchen. Tennistrainer, Rundfunk, bayrische Wurzeln. Dann: Ausgewanderte Kinder in Kanada, weit verstreute Familie in ganz Deutschland. Anbindungspunkte. Wie kamen wir zur evolve, wen kennen wir woher, wer inspiriert uns, welcher Geisteshaltung fühlen wir uns verbunden? Und so spinnen wir ein unsichtbares Netz aus Zugehörigkeit, Gemeinsamkeit, Werten. Betten uns ein in ein bestehendes Größeres, bilden einen neuen neuronalen Knotenpunkt aus, erweitern uns. Funktioniert das auch mit Algorithmen? Sind die digitalen Technologien nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einem vollkommen neuen menschlichen Bewusstseins-Netzwerk? Am Ende des Salons hatten wir im Garten mit Wespen Melone, die Fichten mit uns ihren Schatten und wir miteinander ein Stück bereichernde Lebenszeit und unsere Träume geteilt – ein erfüllendes bewusstes Netzwerk, verwoben mit einer Welt, in der das Internet ein Teil, aber ganz sicher nicht die Erfüllung oder Endstation ist.